In den letzten Jahren scheinen lumbo-peritoneale Shunts (LP-Shunts) immer beliebter zu werden, da hier Schädel und Gehirn nicht verletzt werden müssen. Beim LP-Shunt wird der Liquor vom Spinalkanal, der direkt mit den Ventrikeln verbunden ist, zwischen dem dritten und fünften Lendenwirbelkörper (LWK) ins Peritoneum abgeleitet. Bis heute wird in der Literatur manchmal die Ansicht vertreten, beim LP-Shunt spiele der hydrostatische Sog keine bedeutende Rolle und die Gefahr einer Überdrainage sei hier deutlich kleiner (Bloch8, 2012). Diese vollkommen falsche und irreführende Aussage entsteht wahrscheinlich durch den Umstand, dass beim LP-Shunt Liquorquelle (Spinalkanal) und Drainageort (Peritoneum) nicht übereinander, sondern „scheinbar auf gleicher Höhe“ liegen: der Shunt-Katheter zwischen Punktionsort und Bauchraum liegt ja tatsächlich im Mittel horizontal, so dass die hydrostatische Höhe h = 0 zu sein scheint.

Wie bereits weiter oben erklärt wurde, erhebt sich aber im Stehen der gesamte liquorgefüllte Spinalkanal bis hin zu den Ventrikeln über dem Bauchraum. Durch den Shunt ist der Kanal nun allerdings geöffnet, die spinale Flüssigkeitssäule kann in den Bauchraum abfließen und in den Ventrikeln entsteht dabei exakt der gleiche hydrostatische Sog (der Höhe h) wie im Falle eines ventriculo-peritonealen Shunts. Da der Spinalkanal wesentlich breiter als der dünne Peritonealkatheter ist und der Liquorfluss somit größer, tritt die Überdrainage sogar deutlich schneller ein. In einer aktuellen Übersichtsarbeit (Miyake9, 2016) wird die ähnliche, missverständliche Bemerkung gemacht, „der Siphon-Effekt sei für LP-Shunts zu vernachlässigen“. Dies ist differenziert zu betrachten: „aus Sicht des LP-Ventiles“, das ja auf der Höhe des Bauchraumes liegt, ist tatsächlich kaum Sog vom Bauchraum (d.h. „von unten“) her vorhanden. Dafür lastet allerdings zusätzlich zum IVP der gesamte hydrostatische Druck des Spinalkanales „von oben“ auf ihm. Beim VP-Shunt ist es umgekehrt: das Ventil liegt auf Höhe der Ventrikel und „von unten“ zieht der gesamte hydrostatische Sog, wohingegen „von oben“ nur der vergleichsweise geringe IVP einwirkt. Für die Öffnung eines herkömmlichen Differenzdruckventiles ist jedoch ausschließlich die Summe aus beiden Druck/Sog-Anteilen relevant. Zur Überdrainage kommt es daher in beiden Fällen gleichermaßen.